Knöchel­verletzungen

Die meis­ten Pati­en­ten mit Ver­let­zun­gen des Sprung­ge­lenks, die in mei­ner Pra­xis erschei­nen, erzäh­len ähn­li­che Geschich­ten. Vie­le die­ser Pati­en­ten ken­nen die­ses Pro­blem schon seit Jah­ren und haben sich schon damit abge­fun­den, dass sie regel­mä­ßig „umkni­cken“. Die Erklä­rung scheint ganz ein­fach für sie zu sein: „Ihre Bän­der im Sprung­ge­lenk sind zu lang / über­dehnt / geris­sen.“ Daher kni­cken sie immer wie­der um.

Scheint eine wirk­lich gute und ver­ständ­li­che Erklä­rung zu sein. Für mich per­sön­lich, wäre die­se Erklä­rung jedoch nicht genug. Denn schließ­lich sind unse­re Bän­der nicht pri­mär dafür da uns am Umkni­cken zu hin­dern. Die Bän­der sind die LETZ­TE Bar­rie­re, die uns vor grö­ße­rem Scha­den bewah­ren. Nor­ma­ler­wei­se ver­fügt der mensch­li­che Kör­per jedoch auch noch über ande­re Mecha­nis­men, wel­che uns vor Ver­let­zun­gen beim Umkni­cken schüt­zen.

Die­se ande­ren Mecha­nis­men sind unser sen­so­mo­to­ri­sches Sys­tem. Feh­ler in die­sem Sys­tem füh­ren dazu, dass Pati­en­ten immer wie­der umkni­cken. Was genau hin­ter die­sem Begriff steckt, erklä­re ich dir gleich.

Es ist rich­tig, dass unse­re Bän­der die pas­si­ve Bar­rie­re sind, die uns vor gro­ben Ver­let­zun­gen beim Umkni­cken bewah­ren soll­te. Neben der pas­si­ven gibt es näm­lich noch die akti­ve Bar­rie­re. Die­se arbei­tet AKTIV mit unse­ren Mus­keln, wel­che reflex­ar­tig han­deln, wenn wir dro­hen umzu­kni­cken. Damit die­se Schutz­re­ak­ti­on unse­res Kör­pers gut funk­tio­niert, ist es nicht nur wich­tig, dass unse­re Mus­keln gut funk­tio­nie­ren, son­dern es ist vor allem not­wen­dig, dass unser gesam­tes sen­so­mo­to­ri­sches Sys­tem auf die Umwelt reagiert.

Das Wort „sen­so­mo­to­ri­sches Sys­tem“ bezieht sich auf die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen unse­ren Gelenken/Muskeln und unse­rem Ner­ven­sys­tem (Rücken­mark und Gehirn). Unse­re Gelenke/Muskeln sen­den Infor­ma­tio­nen zum Ner­ven­sys­tem und umge­kehrt. Die­se Kom­mu­ni­ka­ti­on pas­siert natür­lich irr­sin­nig schnell, damit wir recht­zei­tig auf unse­re Umwelt (z.B. wenn sich der Boden plötz­lich von gera­de auf schräg ändert…) reagie­ren kön­nen.

Unse­re Fuß­mus­keln sind beim Gehen auf ebe­nem Boden stän­dig aktiv. Gehen wir auf unebe­nem Unter­grund sind jedoch man­che Mus­keln akti­ver als ande­re. Dabei müs­sen wir nicht bewusst dar­über nach­den­ken und uns kon­zen­trie­ren bestimm­te Mus­keln mehr zu akti­vie­ren als ande­re. Nein, das funk­tio­niert ganz von allei­ne durch die Akti­vi­tät unse­res sen­so­mo­to­ri­schen Sys­tems. Infor­ma­tio­nen zur Boden­be­schaf­fen­heit wer­den nach oben gesandt, dort wer­den die not­wen­di­gen Reak­tio­nen unse­rer Mus­keln berech­net und anschlie­ßend nach unten zu den Mus­keln über­mit­telt.

Egal ob wir auf ebe­nem, abfal­len­dem, anstei­gen­dem oder unebe­nem Boden gehen unse­re Mus­keln pas­sen sich sofort an. All das, damit wir uns über­all mög­lichst effek­tiv fort­be­we­gen kön­nen.

Unter­su­chun­gen haben gezeigt, dass Men­schen, die immer wie­der umkni­cken Defi­zi­te in die­sem Sys­tem haben. Wenn die­se Anpas­sun­gen der Mus­kel­ak­ti­vi­tät näm­lich zu lang­sam pas­sie­ren ist, unser Sprung­ge­lenk für kur­ze Zeit nicht sta­bil genug um den Fuß in Balan­ce zu hal­ten.

Das Ergeb­nis im schlimms­ten Fall: Wir kni­cken um.

Der Grund: Ent­we­der ging die Infor­ma­ti­on (dass wir uns nun auf einem ande­ren Unter­grund bewe­gen) zu lang­sam nach oben in unser Ner­ven­sys­tem oder das Kom­man­do von unse­rem Ner­ven­sys­tem an unse­re Mus­keln erfolg­te zu lang­sam nach unten.

Wenn Schmer­zen bestehen, Schmer­zen vor­han­den waren oder wir unzu­rei­chend trai­niert sind haben unse­re Sta­bi­li­sa­ti­ons­mus­keln die Eigen­schaft ihre Funk­ti­on run­ter­zu­fah­ren. Sie sind also weni­ger aktiv und kön­nen daher nicht so gut/schnell reagie­ren. In vie­len Fäl­len rege­ne­riert sich die­se Funk­ti­on wie­der, wenn kein Schmerz mehr besteht. In man­chen Fäl­len bleibt jedoch die­se ein­ge­schränk­te Funk­ti­on unse­rer Sta­bi­li­sa­to­ren beein­träch­tigt. Daher erhöht sich das Risi­ko in Zukunft erneut umzu­kni­cken dras­tisch.

Die gute Neu­ig­keit ist jedoch, dass die­se Sta­bi­li­sa­ti­ons­fä­hig­keit wie­der „rück­trai­niert“ wer­den kann und somit auch das Risi­ko zum erneu­ten Umkni­cken ver­rin­gert wer­den kann. Ein guter Tipp um sein sen­so­mo­to­ri­sches Sys­tem zu trai­nie­ren ist das Ste­hen auf einem Bein mor­gens beim Zäh­ne­put­zen. Dabei nicht mit den Zehen kral­len, son­dern die Zehen locker hal­ten!

Ein geziel­tes sen­so­mo­to­ri­sches Trai­ning besteht zwar aus mehr als dem blo­ßen Ste­hen auf einem Bein, aber es ist ein Anfang. Besor­ge dir Trai­nings­ge­rä­te wel­che die Sta­bi­li­tät dei­nes Fußes ver­bes­sern, wie z.B. Krei­sel oder wei­che Mat­ten auf denen du Balan­ce­übun­gen durch­führst. Falls dir die Ideen aus­ge­hen oder du mit den You­tube Tuto­ri­als unzu­frie­den bist, dann ruf dei­nen nächs­ten MSK Phy­sio­the­ra­peu­ten an, lass dich unter­su­chen, fin­de her­aus wo dei­ne Defi­zi­te im sen­so­mo­to­ri­schen Sys­tem lie­gen und befol­ge den Trai­nings­plan, den dir dein The­ra­peut zusam­men­stellt.

Wir von Per­form Phy­sio sind spe­zi­ell aus­ge­bil­de­te Phy­sio­the­ra­peu­ten, die sich inten­siv mit dem The­ma Trai­ning und Trai­nings­the­ra­pie aus­ein­an­der­ge­setzt haben. Die­ses Wis­sen geht über das Stan­dard­wis­sen vie­ler ande­rer Trai­ner hin­aus, da wir auch die Patho­lo­gie und die Wund­hei­lung beach­ten müs­sen, bzw. auch even­tu­el­le Schmer­zen berück­sich­ti­gen müs­sen. Unser Ziel ist es, dir nicht nur die rich­ti­gen Übun­gen zu zei­gen, son­dern dir die Übun­gen rich­tig zu zei­gen. Es ist näm­lich nicht sehr schwer die rich­ti­gen Übun­gen falsch durch­zu­füh­ren. Wir wol­len uns für den Pati­en­ten Zeit neh­men und freu­en uns, wenn sich am Ende der Erfolg ein­stellt. Daher ist auch uns sehr wich­tig, dass DU weißt, was du beim Trai­ning beach­ten musst. Dann liegt es an dir dei­ne Kraft und Koor­di­na­ti­on zu ver­bes­sern, denn trai­nie­ren kön­nen wir lei­der nicht für dich.

Jeder der ein­mal umge­knickt ist, kann von die­ser Art des Trai­nings pro­fi­tie­ren. Egal ob du einen akti­ven Lebens­stil ver­folgst, oder du dich nur gele­gent­lich sport­lich betä­tigst.

Du weißt nie wann ein klei­ner Spa­zier­gang oder das Hin­un­ter­stei­gen über eine Trep­pe eine Her­aus­for­de­rung für dein sen­so­mo­to­ri­sches Sys­tem wer­den kann.

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