- 04. September
Bandscheibenvorfall
Der Rücken schmerzt. Plötzlich schießt der Schmerz ein, beim Aufstehen aus dem Sessel oder beim Heben einer Kiste. Andere Patienten berichten von einem schleichenden Beginn der Schmerzen. Erst ein ziehendes Gefühl im Rücken, welches sich über Tage oder Wochen zu einem brennenden Schmerz im Rücken mit Ausstrahlung ins Gesäß oder Bein entwickelt hat. Ist das dein Ischias? Nerv eingeklemmt? Ist es eventuell gar ein Bandscheibenvorfall?
Im unteren Rücken gibt es viele Strukturen, welche Schmerzen dieser Art hervorrufen können. Eine häufiger Verdacht, der vom Arzt gestellt wird, ist der Bandscheibenvorfall. Eindeutige Diagnosen können jedoch nur durch ein MRT gestellt werden.
Viele meiner Patienten sind besorgt, wenn sie eine solche Diagnose erhalten, da es immer noch in den Köpfen der Bevölkerung verankert ist, dass ein Bandscheibenvorfall Schmerzen verursacht. Und zwar schlimme Schmerzen. Erfreulicherweise hat sich der Wissensstand in den letzten Jahrzehnten massiv weiterentwickelt. Wir wissen heute, dass ein Bandscheibenvorfall nicht unbedingt weh tun muss. Viele Menschen haben Bandscheibenvorfälle und wissen gar nichts davon, weil sie keinerlei Beschwerden aufweisen. Bei 20-jährigen sind es ca. 37% der Bevölkerung, die Veränderungen in den Bandscheiben aufweisen, jedoch schmerzfrei sind. Bei 80-Jährigen sogar 96%.
Grob gesagt, gibt es also zwei Gruppen von Menschen mit Bandscheibenvorfällen. Die eine mit Schmerzen, und die andere ohne Schmerzen. Zu welcher dieser Gruppen möchtest du gehören? (Wahrscheinlich zu der ohne Bandscheibenvorfall ;-), allerdings steht diese Möglichkeit jetzt gerade nicht zur Auswahl).
Ich denke, dass die Antwort klar ist. Keiner von uns leidet gerne unter Schmerzen. Was ist jedoch der Unterschied zwischen den beiden Gruppen? Warum gibt es schmerzfreie Personen mit der Diagnose Bandscheibenvorfall?
Die Forschung hat gezeigt, dass sich die beiden Gruppen in vielen Faktoren unterscheiden. Ein wesentlicher Faktor, der mich als MSK Physiotherapeut betrifft, sind die mechanischen Faktoren. Mechanische Faktoren beziehen sich auf die Qualität und Quantität unserer Bewegung im Alltag. Das bedeutet WIEVIEL und WIE GUT bewegt sich jemand. „Gute Bewegung“, das bedeutet: Gut bewegliche Gelenke, koordinierte Muskeln und nützt seinen Bewegungsapparat regelmäßig. Ist das der Fall, dann fällt man sehr wahrscheinlich in die Gruppe „ohne Schmerz“.
Einer meiner Lieblingssätze ist:
Deine Bewegung von gestern, bestimmt deine Bewegung von heute.
Wenn sich jemand in den letzten Jahren zu wenig bewegte, „falsch“ bewegte oder aber auch zu viel bewegte, ist das Risiko in die Gruppe „mit Schmerz“ zu fallen erhöht.
Ein weiterer meiner Lieblingssätze ist:
Deine Bewegung von heute, bestimmt deine Bewegung von morgen.
Es hat sich nämlich gezeigt, dass der Patient es selbst in der Hand hat, von einer Gruppe in die andere zu wechseln. Leider fällt es manchen Patienten schwer ihren Schmerz loszuwerden. Hier kommen wir als MSK Physiotherapeuten ins Spiel. Wir sind Spezialisten darin, deinen Bewegungsapparat und seine Symptome zu analysieren und ein geeignetes Programm zusammenzustellen um den Schmerz und andere Symptome in den Griff zu bekommen. Meist sind es nämlich unauffällige Bewegungseinschränkungen von Gelenken und Muskeln. „Ich dachte immer ich bin gut beweglich :-0…“ höre ich oft von meinen Patienten, nachdem ich ihre Beweglichkeit untersucht habe und ihnen aufzeige welche Muskeln und Gelenke vielleicht doch nicht „gut beweglich“ sind. Meist sind wir uns dieser Verkürzungen und Koordinationsproblemen nicht bewusst, da unser Körper gut kompensieren kann und wir trotz unserer Mankos den Alltag gut bewältigen können. Einige Beispiele hierfür sind:
– steife Brustwirbelsäule
– eingeschränkte Hüftbeugung & Hüftstreckung
– Einschränkung im Sprunggelenk oder im Knie
– …
All das sind Verkürzungen in Muskeln und Gelenken, die zu Beschwerden in anderen Körperbereichen führen können und Gründe warum ein Patient in der Gruppe „Bandscheibenvorfall MIT Schmerz“ landet. Wenn sich niemand darum kümmert, den Patienten zu zeigen, wie sie diese Einschränkungen beseitigen, werden sie lange Zeit in dieser Gruppe bleiben. Unnötig! Denn eigentlich lässt sich daran etwas ändern:
Lass dich von einem MSK Physiotherapeuten untersuchen!
Lass dir einen Plan zusammenstellen, der dir dabei hilft schmerzfrei zu werden!
Das sind die ersten Schritte in Richtung Schmerzfreiheit, trotz Diagnose Bandscheibenvorfall.