Bandscheiben­vorfall

Der Rücken schmerzt. Plötz­lich schießt der Schmerz ein, beim Auf­ste­hen aus dem Ses­sel oder beim Heben einer Kis­te. Ande­re Pati­en­ten berich­ten von einem schlei­chen­den Beginn der Schmer­zen. Erst ein zie­hen­des Gefühl im Rücken, wel­ches sich über Tage oder Wochen zu einem bren­nen­den Schmerz im Rücken mit Aus­strah­lung ins Gesäß oder Bein ent­wi­ckelt hat. Ist das dein Ischi­as? Nerv ein­ge­klemmt? Ist es even­tu­ell gar ein Band­schei­ben­vor­fall?

Im unte­ren Rücken gibt es vie­le Struk­tu­ren, wel­che Schmer­zen die­ser Art her­vor­ru­fen kön­nen. Eine häu­fi­ger Ver­dacht, der vom Arzt gestellt wird, ist der Band­schei­ben­vor­fall. Ein­deu­ti­ge Dia­gno­sen kön­nen jedoch nur durch ein MRT gestellt wer­den.

Vie­le mei­ner Pati­en­ten sind besorgt, wenn sie eine sol­che Dia­gno­se erhal­ten, da es immer noch in den Köp­fen der Bevöl­ke­rung ver­an­kert ist, dass ein Band­schei­ben­vor­fall Schmer­zen ver­ur­sacht. Und zwar schlim­me Schmer­zen. Erfreu­li­cher­wei­se hat sich der Wis­sens­stand in den letz­ten Jahr­zehn­ten mas­siv wei­ter­ent­wi­ckelt. Wir wis­sen heu­te, dass ein Band­schei­ben­vor­fall nicht unbe­dingt weh tun muss. Vie­le Men­schen haben Band­schei­ben­vor­fäl­le und wis­sen gar nichts davon, weil sie kei­ner­lei Beschwer­den auf­wei­sen. Bei 20-jäh­ri­gen sind es ca. 37% der Bevöl­ke­rung, die Ver­än­de­run­gen in den Band­schei­ben auf­wei­sen, jedoch schmerz­frei sind. Bei 80-Jäh­ri­gen sogar 96%.

Grob gesagt, gibt es also zwei Grup­pen von Men­schen mit Band­schei­ben­vor­fäl­len. Die eine mit Schmer­zen, und die ande­re ohne Schmer­zen. Zu wel­cher die­ser Grup­pen möch­test du gehö­ren? (Wahr­schein­lich zu der ohne Band­schei­ben­vor­fall ;-), aller­dings steht die­se Mög­lich­keit jetzt gera­de nicht zur Aus­wahl).

Ich den­ke, dass die Ant­wort klar ist. Kei­ner von uns lei­det ger­ne unter Schmer­zen. Was ist jedoch der Unter­schied zwi­schen den bei­den Grup­pen? War­um gibt es schmerz­freie Per­so­nen mit der Dia­gno­se Band­schei­ben­vor­fall?

Die For­schung hat gezeigt, dass sich die bei­den Grup­pen in vie­len Fak­to­ren unter­schei­den. Ein wesent­li­cher Fak­tor, der mich als MSK Phy­sio­the­ra­peut betrifft, sind die mecha­ni­schen Fak­to­ren. Mecha­ni­sche Fak­to­ren bezie­hen sich auf die Qua­li­tät und Quan­ti­tät unse­rer Bewe­gung im All­tag. Das bedeu­tet WIE­VIEL und WIE GUT bewegt sich jemand. „Gute Bewe­gung“, das bedeu­tet: Gut beweg­li­che Gelen­ke, koor­di­nier­te Mus­keln und nützt sei­nen Bewe­gungs­ap­pa­rat regel­mä­ßig. Ist das der Fall, dann fällt man sehr wahr­schein­lich in die Grup­pe „ohne Schmerz“.

Einer mei­ner Lieb­lings­sät­ze ist:
Dei­ne Bewe­gung von ges­tern, bestimmt dei­ne Bewe­gung von heu­te.

Wenn sich jemand in den letz­ten Jah­ren zu wenig beweg­te, „falsch“ beweg­te oder aber auch zu viel beweg­te, ist das Risi­ko in die Grup­pe „mit Schmerz“ zu fal­len erhöht.

Ein wei­te­rer mei­ner Lieb­lings­sät­ze ist:
Dei­ne Bewe­gung von heu­te, bestimmt dei­ne Bewe­gung von mor­gen.

Es hat sich näm­lich gezeigt, dass der Pati­ent es selbst in der Hand hat, von einer Grup­pe in die ande­re zu wech­seln. Lei­der fällt es man­chen Pati­en­ten schwer ihren Schmerz los­zu­wer­den. Hier kom­men wir als MSK Phy­sio­the­ra­peu­ten ins Spiel. Wir sind Spe­zia­lis­ten dar­in, dei­nen Bewe­gungs­ap­pa­rat und sei­ne Sym­pto­me zu ana­ly­sie­ren und ein geeig­ne­tes Pro­gramm zusam­men­zu­stel­len um den Schmerz und ande­re Sym­pto­me in den Griff zu bekom­men. Meist sind es näm­lich unauf­fäl­li­ge Bewe­gungs­ein­schrän­kun­gen von Gelen­ken und Mus­keln. „Ich dach­te immer ich bin gut beweg­lich :-0…“ höre ich oft von mei­nen Pati­en­ten, nach­dem ich ihre Beweg­lich­keit unter­sucht habe und ihnen auf­zei­ge wel­che Mus­keln und Gelen­ke viel­leicht doch nicht „gut beweg­lich“ sind. Meist sind wir uns die­ser Ver­kür­zun­gen und Koor­di­na­ti­ons­pro­ble­men nicht bewusst, da unser Kör­per gut kom­pen­sie­ren kann und wir trotz unse­rer Man­kos den All­tag gut bewäl­ti­gen kön­nen. Eini­ge Bei­spie­le hier­für sind:
– stei­fe Brust­wir­bel­säu­le
– ein­ge­schränk­te Hüft­beu­gung & Hüft­stre­ckung
– Ein­schrän­kung im Sprung­ge­lenk oder im Knie
– …

All das sind Ver­kür­zun­gen in Mus­keln und Gelen­ken, die zu Beschwer­den in ande­ren Kör­per­be­rei­chen füh­ren kön­nen und Grün­de war­um ein Pati­ent in der Grup­pe „Band­schei­ben­vor­fall MIT Schmerz“ lan­det. Wenn sich nie­mand dar­um küm­mert, den Pati­en­ten zu zei­gen, wie sie die­se Ein­schrän­kun­gen besei­ti­gen, wer­den sie lan­ge Zeit in die­ser Grup­pe blei­ben. Unnö­tig! Denn eigent­lich lässt sich dar­an etwas ändern:

Lass dich von einem MSK Phy­sio­the­ra­peu­ten unter­su­chen!

Lass dir einen Plan zusam­men­stel­len, der dir dabei hilft schmerz­frei zu wer­den!

Das sind die ers­ten Schrit­te in Rich­tung Schmerz­frei­heit, trotz Dia­gno­se Band­schei­ben­vor­fall.

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